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30 Jahre Donots

„Münster ist schon eine ganz, ganz wichtige Nummer für uns.“

30 Jahre Donots

2024 ist ein ganz besonderes Jahr für die Donots: Sie können auf 30 Jahre Bandgeschichte zurückblicken und feiern ihren Geburtstag gleich doppelt: Auf dem Stadtfest „Münster mittendrin“ und dem „Vainstream“-Festival. MÜNSTER GEHT AUS traf Alex Siedenbiedel, den Gitarristen der Band, zum Interview.

 

Ihr kommt ja ursprünglich aus Ibbenbüren, wie ist dein Bezug zu Münster?

 

Also nach Münster gezogen bin ich tatsächlich 1997, ich habe hier studiert. Parallel wurde Münster auch für die Band zunehmend zum Hauptquartier. Wir haben das Band-Büro, ein eigenes Studio und unser Lager hier, unser Merchandise...alles ist in Münster. Das heißt, wenn wir Band-Besprechungen haben, passiert das immer hier. Auch die Alben entstehen in Münster.

 

„Münster ist so eine Bubble, wo das Thema [Rechtsruck] noch nicht so brennt. Umso wichtiger finde ich es, solche Dinge nicht als gegeben hinzunehmen.“

 

… und bei eurem „Grand Münster Slam“ verkauft ihr regelmäßig an zwei Abenden mit die Halle Münsterland aus.

Der „Grand Slam“ hat sich mittlerweile als unser größtes eigenes Konzert etabliert. Das war damals eigentlich eine vermessene Idee, zu sagen, wir gehen jetzt mal in die Halle Münsterland! Zuvor hatten wir im Schnitt etwa 1000 Leute bei unseren Konzerten und dann in einer Halle für 6000 aufzutreten.. aber es kamen direkt beim ersten Mal im Jahr 2010 schon 2000 Leute und es wurden immer mehr, bis wir zuletzt zweimal hintereinander ausverkauft haben. Also Münster ist schon eine ganz, ganz wichtige Nummer für uns.

 

Lebt ihr alle hier?

Nein, aber wir haben mal alle fünf hier gelebt. Jetzt wohnt ein Gitarrist wieder in Ibbenbüren. Zwei Leute wohnen in Köln, zwei in Münster, aber einer aus Köln zieht jetzt auch wieder nach Münster.

 

Im Februar habt ihr die Demo gegen den AfD-Neujahrsempfang unterstützt. Wie war das Event für dich persönlich?

Das war wieder ganz wichtig für uns. Auf der Demo haben wir schon das dritte Mal gespielt. Natürlich kann man sagen, dass Münster eine „Bubble“ ist, wo dieses Thema noch nicht sooo brennt. Aber umso wichtiger finde ich es, dass man solche Dinge nicht als gegeben hinnimmt. Da waren ja so unfassbar viele Leute dieses Jahr, im vergangenen war es noch echt schwierig, die Leute auf die Straße zu kriegen. Viele haben wahrscheinlich damals noch gedacht: „Ach, ist doch schon alles gar nicht mehr so wichtig“ und jetzt merken sie, dass es doch irgendwie gefährlich werden könnte und unterstützen endlich die Leute, die sich engagieren. Bei so einer Veranstaltung in Münster fühlt sich das sehr positiv an. Wir haben solche Auftritte aber auch schon bei ähnlichen Veranstaltungen in Gegenden gemacht, wo es wesentlich prekärer ist, wo man wirklich Angst haben muss. Es ist ja traurig, dass wir seit 30 Jahren Position beziehen müssen, dass es nicht besser geworden ist, sondern eigentlich eher schlimmer.

 

Ihr tretet in diesem Jahr in Münster nicht nur auf dem Stadtfest „Münster mittendrin“ auf, sondern auch auf dem Vainstream Festival. Wie kam es dazu?

Nach dem Erfolg mit dem „Grand Münster Slam“ war ich schon länger im Austausch mit den Leuten vom Stadtfest. Wir haben uns gedacht: „Eigentlich wäre es auch mal geil, im Herzen der Stadt zu spielen.“ Und dieses Jahr zum 30-Jährigen haut es halt hin. Cool von den Leuten von „Münster mittendrin“, dass sie sich darauf eingelassen haben. Es sind ja schon sehr viele Tickets, 12.000 passen auf den Domplatz. Wir waren natürlich gespannt: „Wie wird das wohl angenommen?“ Aber es war superschnell ausverkauft und die Nachfrage nahm kein Ende. Und so eröffnete sich die Möglichkeit, auch auf dem Vainstream zu spielen. Das Festival ist so ein bisschen unser Wohnzimmer mittlerweile. Wir feiern so einfach doppelt Geburtstag!

 

„Eigentlich wäre es mal geil, im Herzen der Stadt zu spielen.“

 

Bist du noch oft in Münsters Ausgehszene unterwegs?

Ich persönlich war nie so der Club-Typ. Aber es gab sie natürlich die Zeiten, in denen die Band auch viel im Münsteraner Nachtleben unterwegs war. Es ist ganz interessant zu beobachten, wie über die Jahre immer mal wieder ein anderer Club oder eine andere Location angesagt ist. Unser allererstes Interview fürs Fernsehen haben wir damals in einem kleinen Club namens „Luna Bar“ auf der Hammer Straße gegeben, den gibt’s schon lange nicht mehr. Man muss aber fairerweise sagen, dass wir konzertmäßig immer schon viel unterwegs waren und dort auch viel gefeiert wurde. Zurück in Münster wollte man eigentlich immer eher ein bisschen durchatmen. Heute bin ich ein großer Fan von Münsters Cafés.

 

… von welchen denn?

Für mich ist es das Allergeilste, mich tagsüber in irgendein Café zu setzen. Ich liebe zum Beispiel das „1907“ an der Wolbecker Straße. Ich geh auch sehr gerne in die „Kaffeegießerei“ am Hansaring. Es gibt in Münster echt viele gute Spots, wo man super Kaffee kriegt, super Zimtschnecken, ein gutes Frühstück und wo einfach gute Leute sind. „Herr Hase“ im Kreuzviertel ist auch cool.

 

Klingt, als wärst du ein richtiger Kaffeeliebhaber?

(lacht) Tatsächlich mag ich eigentlich gar nicht so besonders gern Kaffee. Ich kann einen gut gemachten Kaffee trotzdem total genießen, weil ich alles, was dahinter steckt an Liebe und Handwerk total schätze.

 

... du magst das ganze Drumherum.

Genau! Ich würde auch nie sagen, dass ich Musiker bin. Ich bin halt mit meinen Freunden in einer Band – das ist einfach unser Ding. Kürzlich noch habe ich meinem ehemaligen Gitarrenlehrer geantwortet, der sich zu unserem Dreißigjährigen bei mir gemeldet hatte. Ich habe ihm geschrieben, dass ich immer noch nicht richtig Gitarre spielen kann – und das stimmt auch wirklich! (lacht). Ich kann nur das auf der Gitarre spielen, was ich mag und was ich brauche, aber ich bin kein Musiker in dem Sinne.

 

Dafür hast du es aber weit gebracht!

Ja, ne? Ich habe mich so durchgeschummelt.

 

Jetzt hast du uns ja schon deine Café-Vorlieben verraten – reden wir mal über die Restaurants der Stadt. Hast du Favoriten und gibt es etwas, dass dir in Münster fehlt, kulinarisch?

Ich freue mich sehr, dass es jetzt das „Takumi Ramen“ an der Wolbecker gibt. Vietnamesische Restaurants sollte es bei uns noch viel mehr geben. Ich habe aber das Gefühl, dass sich gerade rasant viel tut in der Szene. Dass die Auswahl cooler wird, dass es mehr vegane Sachen, frische Sachen gibt. Auch an guten Dönerläden herrscht kein Mangel.

 

„Ich bin tatsächlich der einzige Nicht-Vegetarier in der Band. Und ich trinke als Einziger keinen Alkohol.“

 

Du selbst bist also kein Vegetarier oder Veganer?

Ich bin tatsächlich der einzige Nicht-Vegetarier in der Band. Und ich trinke als Einziger keinen Alkohol, ich habe in meinem Leben noch nie Alkohol getrunken.

 

Gibt es einen speziellen Grund dafür?

Ich glaube, ich habe einfach den Einstieg verpasst ...und dann war der Bus schon abgefahren. Meine Bandkollegen würden jetzt sagen: „es ist nie zu spät anzufangen!“ (lacht) Aber irgendwie habe ich da nie Interesse dran gehabt.

 

Also hast du euren eigenen „Donots“- Gin auch noch nie probiert?

Das stimmt tatsächlich. Wir haben den Gin zusammen mit den „Heimat Heros“ in ihrem Tastingraum an der Wolbecker Straße entwickelt. Da haben wir wirklich einen ganzen Abend verbracht. Die anderen vier haben mit 80 oder 100 verschiedenen Essenzen rumexperimentiert und immer wieder probiert und bewertet. Ich habe mich eher auf`s Filmen und Fotos machen konzentriert. Eine Mischung habe ich trotzdem zustande gebracht, die die anderen probieren mussten – war aber wohl nichts, was ich da zusammen gemischt habe (lacht). Zu unserem Gin kriegen wir aber super Feedback, der scheint gut zu schmecken – frisch und leicht und nicht so anstrengend wie andere. Das habe ich jedenfalls gehört. Der soll ganz gut runtergehen. Pur, aber auch gemischt. Und mit Gurke!

 

Wo ist euer Gin denn erhältlich?

Bisher gibt es den nur bei uns im Online-Shop oder bei den Heimat Heroes im Laden. Aber wir wollen mal schauen, dass man ihn vielleicht auch zum Stadtfest bekommt, in der ein oder anderen Bar oder vielleicht auch im Supermarkt...mal gucken.

 

„Es gibt [in Münster] einige Bands, die nicht wirklich im kommerziellen Sinne groß werden, aber künstlerisch ganz gut einen raushauen.“

 

Wie gefällt dir Münsters Musikszene heute?

Gut. Es gibt ja eine Menge Proberäume, wo immer wieder spannende Sachen passieren. Dass weiß man mittlerweile auch bundesweit, dass es in Münster immer mal wieder spannende Keimzellen für verschiedene Musikrichtungen gibt – und einige Bands, die nicht wirklich im kommerziellen Sinne groß werden, aber schon künstlerisch ganz gut einen raushauen. Durch die vielen Studenten kommt da auch immer etwas nach. Und es gibt natürlich Institutionen wie das Gleis 22, die Baracke oder den Green Hell- Plattenladen, die dafür sorgen, dass subkulturelle Musik in Münster auch weiterhin wichtig und sichtbar bleibt. Das finde ich schon besonders.

 

Nachdem ihr nun dieses Jahr Euren 30. Geburtstag feiert, wagen wir mal einen Blick in die Zukunft: Was habt ihr die nächsten 30 Jahre noch so vor?

Ach, also sagen wir mal so: Wenn es noch weitere 30 Jahre werden würden, dann wäre ich schon ganz schön geplättet. Wir haben ja nicht einmal daran gedacht, dass es 1x30 werden könnten. Einen Plan gibt‘s also gar nicht. Wir freuen uns einfach wirklich über jeden neuen Tag mit der Band. Und solange es Spaß macht, geht‘s halt weiter!

 

BANDGESCHICHTE

„Die Donots haben sich 1993 in Ibbenbüren gegründet. Die Alternativ-Rock-Band besteht aus den Brüdern Ingo und Guido Knollmann, Jan-DIrk Poggemann, Eike Herwig und Alex Siedenbiedel. Der Durchbruch gelangt ihnen im Jahr 2001 mit dem Album Pocketrock. Songs wie ‚Stop the clocks‘ oder ‚We're not gonna take it‘ wurden später zu internationalen Hits.Mit ihrem jüngsten Album ‚Heut ist ein guter Tag‘ (2023) gelang den DONOTS erstmals der Sprung an die Spitze der deutschen Charts.“

Fotos: Danny Kötter