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Thomas Pieper im Interview zum neuen DOCKLAND

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Der Outdoorclub und Stadtstrand am Stadthafen 2 hörte jahrelang auf den Namen „Coconut-Beach“. Seit der Wiedereröffnung Ende April heißt das weit über Münsters Grenzen hinaus bekannte Areal jetzt „Dockland“. Warum sich der Name geändert hat und was das für das Programm bedeutet, haben wir Thomas Pieper gefragt.

 

Thomas, also warum jetzt „Dockland“ und nicht mehr „Coconut-Beach“?

Thomas: Die Überlegung, die Location umzubenennen, beschäftigte mich schon ein paar Jahre und dieses Jahr haben wir endlich Nägel mit Köpfen gemacht. Warum? Der alte Name klang nicht nur ziemlich „cheesy“, sondern passte auch nie wirklich zu unserem Programm und unserer Identität.

Warum das?

„Coconut-Beach“, das klingt nach Füßchen im Sand, Cocktail in der Hand und nach kommerzieller Musik. Dabei sind wir in erster Linie eine Location für Subkultur, für anspruchsvolle elektronische Musik mit international renommierten Acts und DJs.

Also kein Sand und keine Cocktails mehr?

Doch, natürlich! Aber es soll jetzt bereits mit dem Namen der Location klar werden, für welche Art von Musik und Subkultur das ganze Areal vordringlich steht. Es ist halt ein Problem, wenn du jedes Mal wieder bei null anfangen und den Leuten erklären musst – Gästen wie Künstlern – dass wir da tolle elektronische Musikveranstaltungen machen, trotz des Namens. Gerade beim Booking war das für mich immer mit viel Erklärungsbedarf verbunden. Die Künstler schauen sich auch die Webseite an und wollen wissen, wofür eine Location steht. Bei unserem Club „Fusion“ oder dem „Docklands Festival“ müssen wir das niemandem mehr erklären. Irgendwann haben wir gesagt: „Nee, wir wollen jetzt einfach unser Profil schärfen und einen Imagewandel herbeiführen“ – auch wenn das jetzt natürlich mit viel Aufwand und viel Kommunikation verbunden ist.

Und dann habt ihr nach einem neuen, passenden Namen gefahndet?

Die Suche hat lange drei Monate gedauert und ist ganz witzig geendet. Irgendwann hatte ich eine Erleuchtung im Regen auf dem Fahrrad (wie und wo auch sonst in Münster?) und dachte mir: „Warum nicht einfach Dockland?“

 

So hieß ja auch euer erster Club am Hafenweg von 1995 bis …

… bis 2003, 2004. Also viele, die heute zu uns kommen, waren da noch gar nicht geboren oder auf jeden Fall noch verdammt jung – und haben vielleicht wenig Assoziationen. Aber unsere Firma heißt noch immer Dockland. Und Dockland bedeutet ‚Hafenland‘ bzw. ‚Hafengebiet‘. Es passt also perfekt zu dem Standort. Jedenfalls wird der Name sofort mit elektronischer Musik assoziiert – auch wegen unseres Festivals, dem „Docklands Festival“.

Und wie sieht das „Dockland“-Programm aus?

Natürlich gibt es weiterhin jede Menge tolle Live-Acts – mehr denn ja. Die wiederkehrenden Programmpunkte haben sich natürlich verändert – zumindest musikalisch. Geöffnet ist bei gutem Wetter generell von Donnerstag bis Sonntag. Jeden Freitag heißt es „Fridays – Streetfood & Housemusic“, hier darf man sich auf House Music, New Disco und Rare Grooves und fünf bis sechs spannende Foodtrucks aus Münster und Umgebung freuen. Auch die anderen Tage, an denen keine Veranstaltungen sind, haben jetzt eine andere Klangfarbe bekommen. Mehr Ibiza- & Vocal-House Einfach ein cooler, anspruchsvoller, grooviger Sound.

Zur Dockland-Eröffnung im April haben auch Münsteraner DJ-Kollektive aufgelegt.

Das ist ein wichtiges Ansinnen unsererseits. Diese ganzen Kollektive, die in Münster rumschwirren, möchten wir gerne fördern. Da ist so viel Potential! Wir können uns sehr gut vorstellen, mal Samstage an Kollektive zu vergeben und zu sagen: „Macht euer eigenes Ding. Wir machen die Bar, ihr macht das musikalische Programm“. Wir sind an allen Kreativen interessiert, die irgendwie Lust haben, etwas zu machen. Das können auch Lesungen sein. Wir sind da ganz offen für Anregungen und gespannt, wer so auf uns zukommt. Wir wollen eine Art offene Bühne schaffen.

Wie passen das Heaven und seine Open-Air-Veranstaltungen zur neuen Ausrichtung?

Gute Frage. Events wie „Bomba Latina“ oder das „Bomba Latina Open Air“ gibt es natürlich auch weiterhin. Die laufen jetzt unter dem Label ‚Heaven‘, quasi als ‚Heaven Beach‘, ganz separat vom Dockland-Programm. Das hat auch gleich zu Beginn wirklich gut funktioniert. Die ersten ‚Heaven‘-Events waren ausverkauft und es hat auch der Stimmung keinen Abbruch getan. Die Leute haben es verstanden. Das Heaven ist ein erfolgreicher Teil von uns, zu dem wir weiterhin stehen. Aber die Musik als auch das Publikum sind dort halt anders – und das möchten wir künftig getrennt halten und auch so kommunizieren. Unser elektronisches Profil weiter zu schärfen, ist also für 2024 eine unserer Hauptaufgaben.

 

„Coconut-Beach“, das klingt nach Füßchen im Sand, Cocktail in der Hand und nach kommerzieller Musik. Dabei sind wir in erster Linie eine Location für Subkultur, für anspruchsvolle elektronische Musik mit international renommierten Acts und DJs.

 

Apropos Erfolg: Mit dem FUSION CLUB und dem Docklands Festival wart ihr in diesem Jahr ja sehr erfolgreich bei Awards zweier sehr renommierter Magazine.

Das macht uns tatsächlich wahnsinnig stolz, gerade weil es Leser*innen- Wahlen sind. Beim FAZE Magazin aus Köln sind wir mit dem Fusion Club auf Platz 2 gelandet, als zweitbester Club Deutschlands und mit dem Docklands Festival auf Platz 3. Und dann kam vor Kurzem die frohe Kunde aus Berlin!

… denn beim international renommierten GROOVE Magazin aus Berlin habt ihr sogar einen Doppelsieg eingefahren. Der Fusion Club wurde zum besten Techno-Club im Land gewählt, das Docklands zum besten Festival.

Das hat uns total überrascht, denn damit hätten wir nie und immer gerechnet. Vor allen Dingen, wenn man dann sieht, wer da noch so in den Top Ten rumschwirrt – auch an Berliner Clubs. Man kann schon sagen, dass das eine große Ehre für uns, aber auch für Münster ist. Ich hoffe, es gibt auch nochmal einen Kick für die ganze Szene hier. In Münster gibt es ja noch andere großartige Clubs. Überraschend viele sogar, im Vergleich zur Größe der Stadt.

Wie siehst du die Club-Szene in Münster generell aufgestellt?

Gut, sehr gut sogar, und ich glaube – ich hoffe zumindest – dass auch die meisten Clubs ganz gut laufen. Es gibt ja in vielen Städten ein regelrechtes Clubsterben. In Berlin ist es ganz dramatisch. Ich glaube, Münster ist da ein bisschen die Insel der Glückseligkeit. Verglichen mit der Größe der Stadt, würde ich mal behaupten, dass wir höchstwahrscheinlich die größte Club- und Eventdichte in NRW, vielleicht sogar in ganz Deutschland haben. Denn, klar, man kann uns nicht mit Köln oder Berlin vergleichen, aber allein, wenn ich jetzt nach Düsseldorf blicke: doppelt so groß wie Münster, Landeshauptstadt. Da fällt mir momentan kein nennenswerter, namhafter elektronischer Musikclub ein. Und davon haben wir hier schon ein paar: Favela, Amp, Fusion, Conny Cramer etc...

Und das Spektrum darüber hinaus ist ja auch nicht so klein, wenn es nicht um elektronische Musik geht.

Natürlich nicht, da gibt es kommerziellere Läden, aber auch viele Clubs und Events für Fans anderer Subkulturen – nicht nur hier am Hawerkamp.

Du bist selbst ein großer Fan elektronischer Musik; das junge Genre ist jetzt auch schon etwas älter. Gibt es schon erste Techno-Clubs mit Ü-Partys?

Richtig angekommen ist die Musik in Deutschland – und maßgeblich auch in NRW – so vor gut 35 Jahren. Aber das Schöne bei elektronischer Musik ist: Wir haben so einen Quatsch wie Ü-Partys nicht nötig. Sorry, dass ich das so deutlich sage, aber das ist auch der Grund, warum ich so ein Verfechter elektronischer Musik bin. Elektronische Musik ist mittlerweile die größte Jugendkultur-Musik, die es gibt, auch weil sich die Musik immer wieder neu erfindet und fast ausschließlich im Club stattfindet. Deshalb braucht es auch keine „Früher war alles besser“-Partys oder Ohrwürmer, die man mitgröhlen könnte. Davon bin ich eh kein Freund. Ich möchte mich in einem Club oder einem Event auf eine musikalische Reise begeben, die ich so noch nicht erlebt habe und die immer wieder Überraschungen bereithält. Das geht eigentlich im Bereich der Clubmusik nur im elektronischen Bereich.

 

Wie alt ist das Publikum auf Dockland Veranstaltungen oder im Fusion heute?

Ganz, ganz grob eingeordnet, zwischen 18 und 30, aber ich glaube, die Durchschnittswerte sind so im Bereich 23 oder 24. Es gibt natürlich auch immer Ausschläge nach oben. Ich bin ja auch schon was älter. Es gibt auch jede Menge elektronische Musik, die etwas „verkopfter“ ist, z.B. im Bereich Deep House und komplexen Techno. Da muss man sich reinarbeiten. Aber wer einmal drin ist, der bleibt ein Leben lang dabei …

… und kann andere dafür begeistern?

Ich schaue mir viele Talente an und bin international oft unterwegs, um vor allem die Top Künstler*innen der Szene nach Münster zu holen. Ohne Begeisterung ginge das gar nicht. Denn jedes Wochenende gibt es auf der ganzen Welt Events – in New York, in Los Angeles, in Dubai, auf Ibiza und sonst wo. Da braucht es natürlich schon echte Überzeugungsarbeit und spürbare Leidenschaft, um einen Künstler davon zu überzeugen nach Münster und nicht nach Rio de Janeiro zu kommen.

Möchtest du sonst noch etwas loswerden?

Wir planen das erste Mal in unserer Geschichte eine große Konzertshow in der Halle Münsterland am 16. November 2024. Mit keinem geringeren als Boris Brechja, einem der größten Stars des Melodic Techno weltweit, und zwei weiteren tollen Acts.